Fairness im Affiliate Marketing?

Ich möchte heute mal die Frage aufwerfen, wie Fairness im Affiliate-Marketing aussieht – konkret geht es dabei um das Affiliate Programm von Brands4Friends (betreut durch LBI), denn in meinen Augen ist hier die Programmbeschreibung ziemlich unklar formuliert, so dass Publisher in keiner Weise fair für ihre Medialeistung vergütet werden.

Wieso komme ich darauf: Im April sind an einem Tag eine ganze Reihe von Sales eingelaufen, die doch etwas merkwürdig aussahen:


Wie kann man denn einen Warenkorb von 1,51 Euro bzw. 0,76 Euro generieren? Ich dachte erst einmal an einen Tracking-Fehler, habe mir dann aber mal die Umsatzzahlen mit dem Programm der letzten 3 Monate angeschaut. Und irgendwie war das keine Ausnahme, sondern die Regel. Der durchschnittliche Warenkorb lag bei rund 21 Euro. Davon habe ich als Publisher 8% bekommen, macht im Durchschnitt 1,70 Euro. Und dann noch zusätzlich zu dem CPO einen CPL von 1 Euro – macht also Summa summarum einen Erlös von 2,70 Euro pro Sale (nach Storno, der branchenüblich ist). Logischerweise habe ich das Programm sofort von Top-Platzierungen entfernt, da andere Modeprogramme zum Teil 3-stellige Warenkörbe haben und auf meinen Seiten deutlich besser konvertieren.

Testsale und eine weitere Erkenntnis:

Letzte Woche habe ich nun einen Testsale gemacht – und prompt wurde dieser nicht im System registriert. Daraufhin habe ich den Ansprechpartner des Programms angerufen, dass er doch bitte prüfen solle, warum dieser Sale nicht getracked wurde. Seine erste Frage war, ob ich als Bestandskunde oder als Neukunde den Sale getätigt habe, da Bestandskundesales in dem Programm generell nicht vergütet würden. Ok, ich bin Bestandskunde – damit war die Erklärung auch gefunden. Und auch die Erklärung, warum das Programm insgesamt bei mir deutlich schlechter konvertiert als andere Modeprogramme (unabhängig von den niedrigen 2,70 Euro/Sale – und da die meisten Neukunden bei mir ja auch einen 10 Euro Gutschein haben, ist der Bestellwert vergleichsweise niedrig).

Irgendwie habe ich mich schon geärgert, dass es mir bei der Programmanmeldung nicht aufgefallen ist, dass nur Neukunden vergütet werden. Daher habe ich mir mal die Programmbeschreibung angeschaut, in der dies ja kommuniziert werden müsste. Und siehe da, da gibt es below the fold unter einer Premium-Tabelle einen kleinen Hinweis:

Publishern werden innerhalb der ersten 60 Tage sämtliche validen Sales von Neukunden vergütet, die sich über den jeweiligen Affiliate-Link registriert haben.

Es gibt ansonsten in der direkt aufrufbaren Programmbeschreibung keinerlei weiteren Hinweis (lediglich in dem verlinkten PDF), dass ausschließlich Neukunden vergütet werden. Da die reine Neukundenvergütung im Affiliate-Marketing absolut die Ausnahme darstellt, sollte dies in meinen Augen auch transparent kommuniziert werden.

Der Mitbewerber BuyVip macht dies übrigens in seiner Programmbeschreibung recht gut:

Zudem werden hier 10 Euro/Neukunde + 0,70 Euro/Lead ausgeschüttet, was wohl auch die Medialeistung der Publisher honoriert – mit 10,70 Euro liegt dieses Programm damit doch signifikant über den in meinem Fall durchschnittlich 2,70 Euro, die Brands4friends ausschüttet. Jeder, der schon mal Business-Cases gerechnet hat, weiss, dass ein Neukundensale (nicht nur Anmeldung, sondern Sale nach Storno) sicher einen Wert im zweistelligen Bereich hat …

Das Learning:

Mich wundert ganz ehrlich, dass LBI überhaupt so ein Programm betreut, da ich mich als Publisher durch dieses Vergütungsmodell und die unklare Programmbeschreibung auf gut deutsch „verarscht“ fühle. Wenn ein Merchant keine attraktiven Konditionen anbieten will/kann, sollte man als Agentur wenigstens Wert darauf legen, dass dies fair und transparent in der Programmbeschreibung kommuniziert wird. Oder als Agentur gleich der Merchant als Kunden ablehnen, wenn er keine Wertschätzung für die Publisher mitbringt.

Ich werde in Zukunft ganz genau die Programmbeschreibungen lesen sowie die Performance von Programmen tracken – auch von den Agenturen, denen ich bisher blind vertraut habe. Und das kann ich nur jedem Publisher empfehlen.

Wenn Ihr weitere Programme habt, bei denen für Publisher wesentliche Informationen zur Vergütung nur „beiläufig“ kommuniziert werden, könnt Ihr diese gerne in den Kommentaren nennen. Wenn es weitere Programme gibt, werde ich in den nächsten Wochen eine entsprechende Blacklist von Programmen zusammenstellen und hier veröffentlichen.


admin

Kommentare

  1. Top Recherche, mein Lieber. Ja, ist echt ne Sauerei, wie hier vorgegangen wird.

  2. Naja, es wird doch klar kommuniziert. In der Beschreibung steht doch ganz klar, wie lange die Einkäufe von Neukunden vergütet werden. Wo ist denn da die Unklarheit?

  3. Stanley sagte: Mai 14, 2012 at 10:00 am

    Hi,

    wo hast du das mit den 10 EUR für Erstkunden bei BuyVip her?

    Stanley

  4. Die gesamte Programmbeschreibung deutet in der Tat darauf hin, dass das Programm „wie üblich“ (das heisst für mich, sowohl Bestandskundenorders als auch Neukundenorders) vergütet. Die Premiumstaffel, die ja mit einem 1-prozentigen Anstieg ab 50 Orders beginnt, macht ja sonst auch gar keinen Sinn. Wer liefert denn heute noch 50 Neukunden an B4F???

    Ich finde das auch sehr verwirrend und unklar.

  5. Markus sagte: Mai 31, 2012 at 12:30 pm

    Lächerlich, dieses Partnerprogramm von Brands4Friends. (Admin: Passage wegen Beleidigung entfernt) Wer soll sowas ob der im Branchenvergleich miserablen Provision überhaupt noch bewerben? Fragen über Fragen. Da wird demnächst bald ein Umdenken bei B4F einsetzen müssen, die Konkurrenz im Modebereich schläft nicht und vergütet weitaus fairer. Das wissen auch immer mehr Publisher. Lediglich Neukunden….lol…muss immer noch etwas schmunzeln…

  6. Michael sagte: Juli 11, 2012 at 10:55 am

    Für meine Begriffe geht aus dem Text zur Grafik eigentlich gut hervor, dass nur Neukunden-Sales vergütet werden. Zudem werden alle Sales des Neukunden innerhalb der ersten 60 Tage vergütet, also nicht nur der erste. An diesen Beispiel sieht man ganz gut, dass Programmbeschreibungen nicht immer unbedingt von A-Z gelesen werden. 🙂 Diesbezüglich sehe ich daher keinen Grund für eine Aufregung.

    Was allerdings die Höhe der Provisionen betrifft: Hier hast Du eindeutig recht, da sollte nachgebessert werden, um wettbewerbsfähig zu sein.